Du betrachtest gerade Streakrunning – Schritt für Schritt zu mehr Körperwahrnehmung

Streakrunning – jeden Tag laufen und dabei den eigenen Körper besser kennenlernen. Erfahre, was das ist, warum ich es doch ausprobiert habe (obwohl ich erst nicht so angetan war) und was es mit meinem Körpergefühl zu tun hat – mein persönlicher Erfahrungsbericht.

Streakrunning – was ist das überhaupt?

Streakrunning kommt aus dem Englischen vom Wort „streak“ (Serie, Folge) und bedeutet, jeden Tag zu laufen. Es gibt sogar eine weltweit anerkannte Vereinigung (USRSA, United States Running Streak Association), die dafür die folgenden Bedingungen festgelegt hat: Jeden Tag mindestens eine Meile (1,61km) ohne technische Hilfsmittel oder Unterstützung fremder Personen laufen (mit Flugphase) und diese Serie dokumentieren (Wikipedia).

Diese Vorgabe muss aber kein Verein für mich definieren, das kann ich einfach mit mir ausmachen. 2km, 1,5km, 10 Minuten – was auch immer für mich passt.

Warum habe ich damit angefangen?

Ich konnte da lange gar nichts mit anfangen. Irgendwie wusste ich nicht was ich mit der Zahl soll und dachte auch, als Frau komme ich ohnehin meistens nur bis 27 und dann geht’s von vorn los.

Ich hatte lange Schwierigkeiten, das Laufen regelmäßig in meinen Alltag zu integrieren. Immer wieder entstanden längere Pausen, weil mein Tag gefühlt mal wieder nicht genug Stunden hatte. Und so bin ich oft nicht gelaufen und das hat mich einfach unzufrieden gemacht.

Irgendwann dachte ich dann: na dann eben doch einfach mal jeden morgen mindestens 2km. Wenn es mehr wird, weil mehr Zeit ist, z.B. am Wochenende, dann ist das schön, und wenn nicht, auch ok. Mal schauen, ob’s was wird. Das kann dann auch einfach der morgendliche Lauf zum Bäcker sein um Brötchen zu holen oder so was.

Mein Körpergefühl – was zeigt mir das tägliche Laufen

Meine “Tagesform” schwankt – was völlig normal ist, schließlich bin ich keine Maschine. Ich habe jeden Tag 100% meiner verfügbaren Energie, aber was das konkret für diesen Tag bedeutet, variiert: Mal reicht es nur für das Nötigste, an anderen Tagen fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Aber egal, ob wenig oder viel Kraft da ist – am Ende des Tages habe ich meine Energie zu 100 % genutzt.

Mein Eindruck ist nun, dass mein Morgenläufchen, auch wenn es nur kurz ist, mir einen Hinweis darauf gibt, wie der „Zustand meines Akkus“ an dem Tag ist und wie ich so drauf bin. Das ist natürlich weder doppelt verblindet noch randomisiert, sondern bleibt meine eigene Erfahrung – also höchstens anekdotische Evidenz ;o) Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Dann schreib mir gern! (Spoiler: womöglich könnten Messungen von Pace und dergleichen das Ergebnis verzerren, weil ich (bewusst oder unbewusst) einen guten Wert erreichen will?)

Welche weiteren Erfahrungen habe ich bisher gemacht?

Hat mein Körper womöglich mehr Einfluss auf mein Laufen, als mir bewusst war? Nachdem die Morgenrunden zeitweise recht leicht waren, kamen dann auf einmal wieder mehrere Tage, an denen es irgendwie arg beschwerlich war. Mir fiel auf: Auswirkungen auf meine Tagesform hat womöglich schlicht auch mein Zyklus. Die Forschnung zum Einfluss des weiblichen Zyklus auf die Leistungsfähigkeit steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt zwar Hinweise darauf, dass es da einen Zusammenhang gibt, da ist nach meinem Kenntnisstand aber noch weitere Forschung nötig. Ich hatte davon grundsätzlich schon gehört. Trotzdem war es für mich eine spannende Beobachtung, das erstmals so bewusst zu erleben und ich werde da in Zukunft sicher weiter neugierig entdecken, ob das eher Zufall war oder ob ich das für mich regelmäßiger feststelle. Schließlich möchte ich meinen Körper achten und ich tue mir keinen Gefallen damit, seine Signale zu ignorieren oder mich dafür zu verurteilen, weil ich an einem Tag nicht die gleiche Leistung bringe, wie die Tage davor.

Ich habe auch festgestellt, dass ich über die Zeit schneller wurde auf der Runde, die ich an den meisten Tage laufe. Da stellte ich mir die Frage: Kann ich auch wieder langsamer laufen? Bewusst langsam zu laufen ist gar nicht so einfach – eine spannende Herausforderung!

So sehr mich doch der Gedanke an diese Art “Regulierung” meines Laufens gestört hat, es hilft mir in meinem aktuellen Alltag schlicht, eine gute Routine zu finden (das kann sich ja irgendwann wieder ändern, da mag ich gern flexibel bleiben). Es zeigt mir, dass es sinnvoll sein kann zu hinterfragen, ob Dinge, die ich mir nicht so recht vorstellen kann, nicht doch ganz gut für mich passen, wenn ich ihnen einfach eine Chance gebe.

Herausforderungen und Motivation

Ich habe den Streak mit einem Habittracker getrackt und weiß so zumindest, wieviele Tage in Folge ich schon gelaufen bin. Das motiviert mich ziemlich gut.

Manchmal klappt es morgens nicht. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Dann wähle ich aber morgens direkt bequeme Kleidung (Homeoffice machts möglich), damit ich mich mittags nicht erst umziehen muss – eine Hürde weniger.

Irgendwann kam es, wie es kommen musste: Jemanand teilte “solidarisch” einen Infekt mit mir ;o) und ich musste pausieren. Ich war schon vorher gespannt, was das wohl in mir auslöst. Aber es war tatsächich kein Problem (Gut, ich habe auch keinen 3- oder gar 4-stelligen Streak abgebrochen. Gut möglich, dass ich das mehr bedauern werde, die Antwort muss ich vorerst schuldig bleiben). Ich kann nicht sagen, woran das liegt. Vielleicht daran, dass ich mir auch sonst nichts aus den üblichen Zahlen mache. Vielleicht auch daran, dass ich vorher dachte, ich würde über die 27 Tage ohnehin nicht drüber kommen und mich gefreut hatte, dass das für mich überhaupt geht. Ein bisschen erstaunt war ich, dass ich sehr klar an dem Tag wusste, heute laufe ich nicht.

Mein Fazit

In Summe muss ich sagen, dass ich dadurch ein viel besseres Gespür dafür habe, wie es mir körperlich gerade geht und zu was ich so im Stande bin und ob ich an dem Tag vielleicht ein bisschen mehr für mich Sorgen sollte.

Ja, es hat das Potential, wieder dieser Zahl nachzujagen (wie viele Tage in Folge habe ich schon geschafft?) Also Vorsicht vor der Höher-Schneller-Weiter-Mentalität. Ich habe nur diesen einen Körper – und wenn der eine Pause braucht, gebe ich sie ihm.

Wichtig sind meiner Meinung nach auch die eigenen Ziele. Ich selbst habe aktuell keine konkreten Leistungsziele, was das Laufen betrifft, deshalb passt das für mich gut um mir meine tägliche Portion Bewegung zu gönnen. Wenn aber die Ziele anspruchsvoller werden, Distanzen und/oder Geschwindigkeit eine Rolle spielen, gewinnt Regeneration an Bedeutung und dann passt das tägliche Laufen vielleicht nicht mehr zu den eigenen Zielen. Deshalb ist es wichtig, das tägliche Laufen mit den eigenen Zielen abzugleichen und auf den eigenen Körper zu hören.

Zum Weiterdenken…

Sehr Sympathisch war mir übrigens der Gedanke von jemandem aus der Freilauf Community, der meinte, es muss ja nicht immer Laufen sein, Hauptsache ich tue jeden Tag etwas für mich und kurzerhand StreakMe aus dem StreakRun machte. Vielleicht was für dich?

Disclaimer: Dies ist ein Betroffenen-Blog in dem ich meine Erfahrungen teile. Die Inhalte dienen Informations- und Bildungszwecken und ersetzen keine therapeutische oder medizinische Beratung oder Behandlung. Bei psychischen oder medizinischen Problemen, wende dich an deine Hausärztin oder deinen Hausarzt.

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